29.01.2020
Pastorin für Gehren

Keine Alleinunterhalterin sein möchte Ulrike Becker, die neue Pastorin für den Pfarrbereich Gehren (bei Ilmenau). „Es ist nicht sinnvoll, alleine die ‚Super-Ideen‘ durchziehen zu wollen, sonst läuft die Kraft ins Leere“, hat die Theologin erfahren, die auf 25 Jahre Tätigkeit als Pfarrerin zurückblicken kann.

Zu ihrem neuen Pfarrbereich gehören neben der Kirchengemeinde Gehren auch Langewiesen, Möhrenbach, Jesuborn und Pennewitz. Und mit dieser Haltung dürfte sie dort offene Türen einrennen: „Bisher bin ich hier auf selbständige, engagierte Gemeinden getroffen, die von sich aus viel machen“, ist Beckers erster Eindruck. Sie hoffe, dass das auch so bleibt.

Ihr sei ein wertschätzender Umgang wichtig, bei dem jeder seine Gaben und Fähigkeiten einbringen könne: „Ich möchte als Pastorin im geistlichen Bereich Impulse geben, aber auch Dinge hinterfragen.“ Sie könne da durchaus auch streitbar sein.

Ratlos sei sie hingegen bei der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung, die auch vor der EKM (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland) nicht halt mache: „Überalterung und Mitgliederschwund nehmen immer mehr zu. Gleichzeitig möchte jede Gemeinde auch weiterhin für sich betreut werden. Das kann nicht so bleiben.“ Wenn Kirche vor Ort aber nicht mehr mit hauptamtlichen Mitarbeitern präsent sei, falle auch ganz schnell bei manchen Leuten die persönliche Bindung an Kirche weg. „Wo kann sich Kirche hier bewegen?“, fragt sich Becker.

Dinge, die den einzelnen Gemeinden wichtig sind, möchte sie daher unbedingt bewahren – und dennoch auch Neues ausprobieren. In ihrem bisherigen Pfarrbereich Zella-Mehlis (bei Suhl) habe sie gute Erfahrungen mit dem Konzept „FamilienKirche“ gemacht: „Das fängt bei der Elternarbeit im Kindergarten an, und hört bei einem Gottesdienst, der mit der gesamten Familie gefeiert wird, nicht auf.“ Wichtig sei, die Familien da abzuholen, wo sie gerade stünden: „Da darf auch ein Gottesdienst zu einer anderen Zeit als am Sonntagvormittag kein Tabu sein“, meint die Theologin.

Zusammen mit ihrem Ehepartner Andreas Wucher, der kürzlich ebenfalls als Pfarrer in Ilmenau eingeführt wurde, möchte Ulrike Becker vor allem eins: für die Menschen dasein.

Biografisches:

  • 1963 geboren in Greifswald, verheiratet, vier erwachsene Kinder
  • 1989–1993 Predigerschule Erfurt (Abschluss: I. Theol. Examen)
  • 1993–1995 Vikariat Predigergemeinde Erfurt; II. Theol. Examen Magdeburg; Ordination
  • 1995–2004 Pfarrerin in Katzhütte; 2002–04 auch Schulpfarrerin
  • 2004–2010 Schulpfarrerin im Kirchenkreis Saalfeld-Rudolstadt
  • 2010–2019 Pfarrerin (geschäftsführend) in Zella-Mehlis