29.08.2023
Bundesverdienstkreuz

(PM Hirsch/rb). Johanna Voigt-Hofmüller, Arnstädter Ärztin, engagierte Christin und eine der Wegbereiterinnen der Friedlichen Revolution 1989/90 in Arnstadt, erhielt kürzlich aus der Hand des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) stellvertretend für den Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande. Die Verleihung geht auf einen schon länger zurückliegenden Vorschlag durch den Verein Oberkirche Arnstadt e.V. zurück.

Aus der Laudatio von Ministerpräsident Bodo Ramelow:
"Dr. Johanna Voigt aus Arnstadt wird für ihr politisches Wirken im Sinne der Friedlichen Revolution sowie ihr aufopferungsvolles Engagement als Ärztin mit dem Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

Dr. Johanna Voigt ist Ärztin aus Leidenschaft. Die gebürtige Stettinerin war seit 1965 bis zur Friedlichen Revolution als Fachärztin für Allgemeinmedizin in der damaligen Poliklinik in Arnstadt tätig. Anschließend praktizierte sie als niedergelassene Ärztin und ist bis heute eine echte Institution in Arnstadt. Das gilt insbesondere für die Wendezeit der Stadt, die sie durch ihr politisches Engagement maßgeblich mitprägte.

Schon in der Oberschule machte Dr. Johanna Voigt durch ihre kritische Haltung zur damaligen DDR auf sich aufmerksam. Sie reflektierte das politische und gesellschaftliche System und stellte sowohl im Rahmen der Jungen Gemeinde als auch später bei den Kirchentagen unbequeme Fragen. Als sich die Vorboten der Friedlichen Revolution abzeichneten, war sie die erste, die das Verlangen zur Gründung einer Bürgerbewegung des Neuen Forums in Arnstadt artikulierte.

Rückblickend ist es keineswegs übertrieben zu sagen, Dr. Johanna Voigt prägte durch ihr Engagement die politischen Entwicklungen in Arnstadt zum Ende der DDR maßgeblich. Sie hielt unter anderem Reden auf dem Theatervorplatz zur ersten freien Mai-Kundgebung im Jahr 1990, warb Mitglieder für das Neue Forum und brachte sich und ihre Ideen bei den Gesprächen am Runden Tisch ein. Für die damals 56-Jährige stand in dieser Zeit des demokratischen Umbruchs fest, dass sie bei den ersten freien Wahlen für das Neue Forum kandidieren würde.

Dr. Johanna Voigt zählt bis heute zu den mutigen Frauen und Männern der Stadt, die laut für freie Wahlen, Presse- und Meinungsfreiheit sowie Menschenrechte eintraten und sich weiterhin für diese demokratischen Errungenschaften stark machen. Von 1990 bis 1994 im Zuge eines folgerichtig errungenen ehrenamtlichen Wahlmandats in der Kommunalpolitik tätig, entschied sie sich anschließend, ihr Hauptaugenmerk erneut auf die Medizin zu richten.

Bis vor wenigen Jahren – und damit weit über das übliche Renteneintrittsalter hinaus – praktizierte Dr. Johanna Voigt als niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten liegt ihr allerdings bis heute am Herzen. Konsequenterweise kann sie sich auch jetzt noch nicht gänzlich von ihrer Berufung lösen.

Dr. Johanna Voigt ist weiterhin im Stadtbild von Arnstadt zu sehen und auf ihrem Fahrrad bei Wind und Wetter auf dem Weg zu ehemaligen Patientinnen und Patienten anzutreffen. Bei all ihrem politischen und medizinischen Engagement schlägt ihr Herz auch für das historische Arnstadt und insbesondere für die Oberkirche, für deren Erhalt sie sich im Verein „Oberkirche Arnstadt e.V.“ einsetzt.

Das politische und gemeinwohlorientierte Wirken von Dr. Johanna Voigt kennt wahrlich keine Grenzen und ist beispielgebend sowie aller Ehren wert. Derartige Lebensbiografien erinnern uns daran, was die Menschen in der DDR in der Zeit der Friedlichen Revolution geleistet haben und wofür es sich bis heute zu kämpfen lohnt: den Erhalt der Demokratie und die Arbeit an einem lebenswerten, gesellschaftlichen Zusammenleben."