Wegweiser

Es ist Sommerzeit. Für manche sind die Urlaubstage bereits vorüber.

Andere freuen sich noch auf die freien Tage, die vor ihnen liegen. In dieser Zeit unternehmen wir manches, wozu wir sonst im Alltag nicht kommen. Manch einer nimmt sich endlich einmal Zeit, um mit seinen Kindern wieder etwas gemeinsam zu unternehmen. Andere freuen sich, etwas Neues entdecken zu können, eine neue Gegend, ein neues Land.

Und sicher gibt es auch manche, die gerne eine Wanderung  unternehmen mit allem, was dazu gehört: ordentlichem Schuhwerk,  der nötigen Ausrüstung für jedes Wetter und natürlich mit einem Ziel, das man sich aussucht, mit Landkarte und Wegbeschreibung. Bei solch einer Wanderung ist es wichtig, dass man sich gut vorbereitet.

Doch manchmal kann es dabei vorkommen, dass wir trotz bester Planung an einen Punkt kommen, wo wir noch einmal ganz genau überlegen müssen: Wie geht es jetzt eigentlich weiter? Wo geht der Weg, den wir uns vorgenommen und genau angeschaut hatten, eigentlich lang? Vielleicht waren wir gerade so miteinander ins Gespräch vertieft, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass wir den falschen Abzweig genommen haben.

Oder da zweigt plötzlich ein Weg ab, den es eigentlich gar nicht geben dürfte. Dann fragen wir uns: Welcher ist denn jetzt der richtige Weg? Das sicherste Zeichen, das uns dabei helfen kann, sind Wegmarkierungen. Jedes Mal, wenn wir das uns vertraute Zeichen wieder sehen, wissen wir: Jetzt sind wir auf dem richtigen Weg.

Vor langer Zeit war auch das Volk Israel auf einer großen Wanderung. Sie dauerte jedoch viele Jahre. Von dieser Wanderung in das von Gott verheißene Land erzählt die Bibel. So lag hinter den Israeliten bereits ein gutes Stück Weg. Doch auch das Ziel ihres Weges lag noch ein gutes Stück vor ihnen. Auf dieser Wanderung war bereits manches geschehen, was am Anfang dieses langen Weges keiner ahnen konnte. Da gab es manches, was nicht eingeplant war. Und so tauchten irgendwann Bedenken auf: Sind wir eigentlich noch auf dem richtigen Weg?

Dieser Weg Israels ist gleichsam wie ein großes Bild für den Weg des Glaubens. Wir möchten gerne das Ziel immer vor Augen haben.  Wir möchten den Zusagen Gottes Glauben schenken,  wir möchten die Hoffnung nicht aufgeben. Und doch gibt es eben immer wieder Wegstrecken, an denen wir uns neu orientieren müssen.

In der Wandergeschichte des Volkes Israel erzählt die Bibel von solch einem Wegweiser, einem Orientierungspunkt, der den Menschen damals, aber auch uns heute, den Weg weisen kann. Darin heißt es: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen,  von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.“

Gott ist mit uns unterwegs, in welcher Weise, in welcher Gestalt auch immer, aber er ist jetzt und auf dem ganzen Weg unseres Lebens mit uns unterwegs. Daran erinnert uns dieser Wegweiser auf unserer Lebenswanderung.

Dr. Hansgünter Reichelt, Pfarrer in Stadtilm