Was macht Hoffnung?

Mir machen Menschen Hoffnung. Viele Menschen in diesen Tagen, die helfen, die demonstrieren, die spenden, die sich einsetzen, die beten, die sich zu Gehör bringen, die sich nicht kleinkriegen lassen.

Solche Menschen können uns immer wieder Hoffnung geben. Menschen können aber auch Angst machen. Jeder Mensch kann sich entscheiden, wer er oder sie sein möchte. Ein kleiner Kreis von Machtmenschen in Russland versetzt die Welt in Angst und Schrecken, lässt ein demokratisches Land überfallen, bombardiert es und tötet Frauen, Männer, Kinder. Der Tod russischer Soldaten wird von diesen Befehlshabern in Kauf genommen. Vieles wird der Bevölkerung Russlands verschwiegen oder in eine andere Sprache verpackt. Überfall und Bruch des Völkerrechts heißen dann „Friedensmission“.

Diese Menschen machen uns Angst – vermutlich, weil sie selber große Angst haben um ihre Macht, die sie so lieben; bis zum Missbrauch. Aber es sind so viel mehr Menschen, die Hoffnung machen. Viele prominente Einzelne, die sich hörbar zu Wort melden, sind unter ihnen. Zum Beispiel auch Evgeny Lebedev, ein reicher britischer und russischer Staatsbürger. Er schreibt auf der ersten Seite einer britischen Zeitung an Herrn Putin: „Als russischer Bürger bitte ich Sie, die Russen davon abzuhalten, ihre ukrainischen Schwestern und Brüder zu ermorden. Als britischer Staatsbürger bitte ich Sie, Europa vor einem Krieg zu bewahren. Als russischer Patriot bitte ich Sie zu verhindern, dass junge russische Soldaten sinnlos sterben. Als Weltbürger bitte ich Sie, die Welt vor der Vernichtung zu bewahren.“

Großartig, hoffnungsvoll und klar sind diese Worte. Die Hoffnung solcher Menschen zielt direkt ins Innere der russischen Führung. Nur von dort und vom Druck auf russischen Straßen und Plätzen kann Veränderung zum Guten kommen. Allein hoffende Menschen können das Zusammenleben von Staaten zum Frieden hin verwandeln.

Selig sind, die Hoffnung machen. So steht es zwischen den Zeilen der Bergpredigt Jesu, wenn Sanftmütige und Friedfertige gepriesen werden. Gewalt bringt Verderben, Hoffnung bringt Leben. Selig sind und selig machen die Menschen, die anderen unter die Arme greifen, die sie stärken und die Hoffnung geben. Gott liebt die Hoffenden. Bleiben Sie Hoffnungsträger!

Ulrike Becker, Pastorin in Gehren