Lebensmaximen

Pfarrerin Sissy Maibaum, Marienstift Arnstadt

Endlich eine neue Wohnung! Jetzt wird neu eingerichtet! Alles soll zueinander passen. Die Schränke zu den Betten, der Tisch zur Couchgarnitur. Ich besuchte zwei Möbelhäuser, die Kaufentscheidung muss gut bedacht sein. Ich verglich Qualität und Preise. Es war anstrengend! Geld habe ich keines ausgegeben. Je mehr Auswahl ich hatte, desto unsicherer wurde ich. Schließlich verlor ich die Lust.

Wozu brauche ich eigentlich neue Möbel? Was ist mit den Stühlen, die uns Großmutter vererbt hat? Die sind doch gut zu gebrauchen! Ist es nicht viel besser und ökologischer, gebrauchte Möbel zu kaufen? Die alten Stühle sind dunkel, das Leder ist ein bisschen fleckig. Ich müsste Zeit investieren, um die Möbel aufzuarbeiten, würde aber Geld sparen. Sich neu einrichten oder lieber beim bewährten Alten bleiben? Wieviel Zeit, Kraft und Geld investiere ich für Veränderungen oder halte ich an dem fest, was schon immer da war?

Veränderungen sind aufregend, neue Möbel bringen Pep in die Wohnung. Es ist langweilig, am Alten festzuhalten, immer gleich zu denken, zu wohnen, zu leben. Doch auch bei Veränderungen ist es wichtig, zu wissen, was bleibt. Damit wir nicht inmitten aller Entscheidungen uns selbst verlieren.

Ganz grundsätzlich gefragt: Was hält mich, was trägt mich, was gebe ich niemals auf? Es geht um unsere Lebensmaximen, die wir nicht so oft wechseln sollten wie die Couchgarnitur. Es tut gut, inne zu halten und sich zu vergewissern.

Christen hilft der tiefe Glaube an die gute Kraft in jedem Leben, das Vertrauen darauf, dass Gott es gut mit mir meint. In der Bibel lesen wir: "Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht."

Glaube und Vertrauen, das trägt und hält im Leben. Das muss ich mir ab und zu vergegenwärtigen. Ich darf es nicht vergessen. Damit ich mich nicht von der vielen Auswahl, die es im Leben gibt und von dem, was das alles kostet, vereinnahmen lasse.

Es kommt weniger darauf an, wo man lebt, wie die Wohnung eingerichtet ist und welcher Arbeit man nachgeht. Es muss nicht alles passen. Wichtiger ist das, was ich in mir trage und was mich bei allen Veränderungen gut und sicher hält.

Bezüglich der Möbel habe ich mich entschieden: ich werde die alten Stühle von unserer Oma weiter benutzen. Einen passenden Tisch dazu habe ich jetzt bei den Kleinanzeigen gefunden.