Körnchen Sand
Er hat Generationen von Menschen, hat die Pop- und Rockmusik sowie auch zahlreiche Musikerinnen und Musiker inspiriert und beeinflusst, wie kein anderer zeitgenössischer Künstler.
Und über keinen wurde wohl so viel geschrieben von Kritikern, Wissenschaftlern und Fans wie über ihn. Vielen gilt er als „Goethe“ der Pop- und Rockmusik – und das nicht erst, seit er 2016 den Nobelpreis für Literatur zugesprochen bekam.
Die Rede ist von Bob Dylan. Aber warum in den besinnlichen Gedanken zum Wochenende von diesem Musiker erzählen? Nicht, weil er ausgerechnet heute seinen 84. Geburtstag feiert, sondern weil er in mehr als 6 Jahrzehnten in seinen ca. 600 Liedern immer wieder auch biblische Bezüge verwendet und zahlreiche existentielle und religiöse Themen bearbeitet hat.
Da Bob Dylan (alias Robert Zimmermann) als gebürtiger Jude in der jüdischen Tradition aufgewachsen ist und seine Bibel genau kennt, verwundert dies auch nicht. Es war ein Paukenschlag als Dylan Ende der 1970er Jahre zum christlichen Glauben fand und sich taufen ließ. Es folgte eine Schaffensphase, in der er ausdrücklich christlich geprägte Songs schrieb. Etwa zu jener Zeit lernte ich seine Musik kennen und lieben und seither faszinieren mich seine Lieder wie auch seine Geschichte.
Mitte der 1980er Jahre hatte man das Gefühl, dass Dylan sich vom Christentum wieder abgewendet hätte. „Es gab eine längere Zeit der unentschiedenen Suche“, sagen Kritiker. Doch auch darin ist er sich selbst treu geblieben. Er war und ist letztlich ein Mensch, der immer für Veränderung offen war und ich würde behaupten, dass er dabei auch ein Gott suchender und religiös verwurzelter Mensch geblieben ist. Dies kommt bis heute in seinen Songs, seinen Auftritten und auch den seltenen Interviews immer wieder deutlich zum Ausdruck.
In den vergangenen Jahren schloss er seine Konzerte mit einem Lied aus jener „christlichen Phase“ ab („Every grain of sand“, 1981). Darin heißt es u.a.: „In der Hitze dieses Augenblicks spüre ich des Meisters Hand, in jedem Blatt, das zittert im Wind, wie in jedem Körnchen Sand.“ Und am Ende (sinngemäß übertragen): „Ich bin von ihm ins Leben gerufen, und mein Herz hat längst erkannt: Ich bin gehalten wie jeden Sperling, so wie jedes Körnchen Sand.“
Wer mehr von seinen Liedern und seiner Lebensgeschichte erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zu einem musikalischen Themenabend in die Trinitatiskirche Großbreitenbach am 21.8.2025, wo ab 19:30 Uhr etliche seiner Lieder erklingen werden und wo ich auch über meinen ganz persönlichen Zugang zum Lebenswerk dieses Ausnahmekünstlers berichten möchte.
Matthias Schubert, Pfarrer im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau