Feste der Begegnung

Längst vorüber sind die großen kirchlichen Festtage, das Osterfest, Christi Himmelfahrt und das Pfingstfest.

Der Sommer ist eine festlose Zeit im Kirchenjahr. Und doch wird in ganz Europa in diesen Tagen gefeiert, wenn auch immer noch mit den notwendigen Corona-Einschränkungen. König Fußball begeistert Menschen an unzähligen Orten. Es wird wieder gelitten und gejubelt, gebangt und gehofft. So wie es in einer der bekanntesten Fußball-Hymnen heißt: „Wenn du durch einen Sturm gehst, geh´ erhobenen Hauptes und habe keine Angst vor der Dunkelheit. Auch wenn sich alle deine Träume in Luft auflösen, geh' weiter, geh' weiter mit Hoffnung in deinem Herzen – und du wirst niemals alleine gehen.“.

Es sind Worte der Bibel, die mit dem Fußball-Hymnus „You´ll never walk alone“ tausende Fans seit Jahrzehnten in den Stadien dieser Welt gemeinsam singen und die ihnen Zuversicht geben. Denn der gemeinsame Blick in die Zukunft, das Mitleiden und Mitjubeln vereint Menschen im Fußball. Es ist die Kraft der Begegnung von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, die darin zum Ausdruck kommt.

Von solch einer Kraft der Begegnung erzählt auch ein Gedenktag im Kirchenjahr mitten in dieser festlosen Zeit. Denn am 2. Juli gedenken Kirchen in aller Welt des Festes der Begegnung von Maria und Elisabeth. „Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.“

Maria, die Mutter Jesu, und Elisabeth, die Mutter des Johannes, besuchen sich. Sie begegnen einander, teilen ihre Vorfreude über die Geburt eines Kindes und teilen somit ihr Leben. Aus der Kraft dieser Begegnung erwuchs ebenso ein Lied, das bis heute unzählige Male vertont wurde.

Im Lukasevangelium 1,46-55 können wir das Magnificat der Maria nachlesen. Es ist ein Lied, das Menschen zu allen Zeiten Zuversicht und Kraft gegeben hat. Eine Kraft, die Gott ganz besonders den Geschwächten und Benachteiligten zusagt. Dort, wo Menschen sich nahe sind, wo sie einander begegnen, wo sie füreinander einstehen, dort ist Gott mitten unter ihnen. Dieses Lied der Maria bleibt bis heute ein Zuspruch Gottes an uns, damit auch wir zuversichtlich in eine ungewisse Zukunft blicken können.

Denn so heißt es in einer Übersetzung des Lobgesangs der Maria aus unserer Zeit:  „Barmherzig ist ER allen, die ihm in Ehrfurcht nah'n; die Stolzen läßt er fallen, die Schwachen nimmt er an. Es werden satt aufstehen, die arm und hungrig sind; die Reichen müssen gehen, ihr Gut verweht im Wind.“

Hans-Günther Reichelt, Pfarrer in Stadtilm