Demut tut gut

Es wird viel getönt auf den Bühnen der Welt. Einer will den anderen übertrumpfen – egal ob mit Geld, Macht oder Ansehen.

Da braucht die Bühne gar nicht groß sein. Ja, es gibt sie: die, die alles besser wissen, die sich gern selbst auf die Schulter klopfen und sich für etwas Besseres halten, die die Schuld immer nur bei anderen suchen. War das eigentlich schon immer so?

Ich fürchte ja. Auch Jesus kannte solche Leute. Er erzählt in einem Gleichnis von zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine ist ein angesehener, gottesfürchtiger Mensch, der sich an religiöse Regeln hält. Aber wie er im Gebet über andere denkt, ist nicht gerade die feine Art. Er dankt Gott dafür, dass er nicht so ist wie die anderen, wie Räuber, Betrüger, Ehebrecher. Er hält sich selbst für besser.

Den anderen hingegen würden wir als nicht hochangesehen unter seinen Mitmenschen beschreiben. Er arbeitet für die römische Besatzungsmacht. Für viele ist er ein Schuft, ein Geldabschneider, weil er am Zoll auch in die eigene Tasche wirtschaftet. Er scheint zu spüren, dass da was schief läuft in seinem Leben. Mit gesenktem Blick schlägt er sich reumütig an die eigene Brust und spricht nur den einen Satz: „Gott sei mir Sünder gnädig.“ Jesus lobt ihn und sagt: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause.

Ist es so einfach? Unter dem Motto: Denk' und halte dich nicht besser als andere? Wer von uns ist schon ohne Fehler und macht immer alles richtig? Aber genau da setzt Jesus an und bringt eine andere Kategorie ins Spiel: Demut - eine Haltung, die um die eigene Unzulänglichkeit weiß. Demut erinnert uns daran, dass wir nicht die Größten sind.

Das Wort ist ein wenig aus der Mode gekommen, weil es leider auch gern falsch benutzt wurde, um Menschen klein zu halten und ihnen jedes Mitspracherecht zu verwehren. Aber Demut meint nicht, dass wir uns selbst für geringhalten. Sondern Demut verleiht uns einen realistischen, einen liebevollen und barmherzigen Blick auf uns selbst und andere. Das kann unser Zusammenleben positiv beeinflussen.

Bleiben Sie behütet! 

Cindy Havelberg-Kunze, ordinierte Gemeindepädagogin im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau