Kein Namenloser

In diesen Sommertagen hat für viele Menschen wieder die Zeit des Urlaubs begonnen, auch wenn in diesem Jahr 2020 manches anders geplant und bedacht werden muss als in vergangenen Jahren. 

Vor genau 200 Jahren, im Juli 1820, begab sich ein Mann auf eine Reise von Hessen nach Thüringen. Er kam von Darmstadt nach Ilmenau, um seine Verwandten und Freunde in seiner thüringischen Heimat zu besuchen, denn er wurde 1770 in Elgersburg geboren. Sein Name war Christian Heinrich Rinck.

Nur wenigen ist heute dieser Name bekannt, obwohl in diesem Jahr seines 250. Geburtstages gedacht wird, so wie auch des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens. In Elgersburg wurde daher in diesem Jahr in besonderer Weise an Christian Heinrich Rinck erinnert. Dieser damals zu den bedeutendsten Organisten zählende Komponist erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei seinem Vater in Elgersburg, danach in Angelroda, in Arnstadt sowie in Bücheloh und prägte später ganz wesentlich die Kirchenmusik.

Es lohnt sich, seines Namens zu erinnern, so wie im Grunde jeder Name mit unzähligen Erinnerungen verbunden ist. So schreibt Christian Heinrich Rinck in seiner Autobiographie: „das liebende Andenken hat keine Grenzen…Es gibt eine Liebe, die nicht schwindet, einen Dank, der nicht erlischt.“

Unser Name und alle damit verbundenen Gedanken begleiten uns ein Leben lang. Daher überlegen z.B. Eltern oft lange und genau, welch einen Namen ihr Kind einmal tragen soll. Mit unserem Namen unterschreiben wir und geben damit unsere Zustimmung. Wir werden mit Namen angesprochen und wir verbinden unterschiedliche  Erinnerungen mit ganz bestimmten Namen. Bis zum Ende unseres Lebens begleitet uns unser Name – weil er uns zu einer Person, zu einem unverwechselbaren Menschen macht.

Ein biblisches Wort erinnert uns daran, dass jeder einzelne von uns bei Gott bekannt ist: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ – so heißt es bei Jesaja im 43. Kapitel. Es ist gut zu wissen, dass uns einer nicht nur dem Namen nach kennt, sondern dass er unsere ganze Person kennt, dass er um all das weiß, was uns Sorgen macht und was uns Freude bereitet. Es ist gut zu wissen, dass wir bei Gott nicht nur registriert sind, sondern dass er uns diese Zusage gibt: „Du gehörst mit deiner ganzen Person, mit allem, was dich zu einem unverwechselbaren Menschen macht, zu mir.“

Dr. Hansgünter Reichelt, Pfarrer in Stadtilm