19.12.2022
Werner Leich verstorben

Dr. Werner Leich, Landesbischof der früheren Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, ist am 17.12.22 im Alter von 95 Jahren verstorben. 

Er hatte das Bischofsamt von 1978 bis zur Verabschiedung in den Ruhestand im Frühjahr 1992 inne. Im Jahr 2009 fusionierte die Thüringer Landeskirche mit der Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Friedrich Kramer, Landesbischof der EKM: „Wir trauern um Werner Leich, einen großen lutherischen Theologen. Er hat in allen, auch den schwierigsten Situationen stets darauf bestanden, eigene Positionen mit dem abzugleichen, was die Bibel uns aufträgt. Das hat auch ihn selbst als leitenden Bischof in der DDR mutig in Gespräche mit dem Staat gehen lassen.“ Es sei ihm hoch anzurechnen, dass er mit seiner kühlen Klarheit in Verhandlungen mit dem SED-Regime auf eine größere Unabhängigkeit der Kirche gedrängt und die Repressionen gegenüber der Bevölkerung kritisch angesprochen habe. Damit habe er vielen Menschen Hoffnung gemacht und sich jeder Resignation verweigert.

„Unvergesslich ist mir, wie er auf die Frage, wie man sich bei Wahlen verhalten solle, mit dem Bibelwort geantwortet hat: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein, alles andere ist von Übel.“ Bei den Friedensgebeten während der Friedlichen Revolution habe sich Leich unmissverständlich für eine radikale Umkehr eingesetzt. Wichtig seien ihm zudem die Kontakte zu den Kirchen im Osten, die Verbindung zu allen Landeskirchen und das Zusammenwachsen von Ost und West gewesen. „Wir haben nicht alles vor Augen, was den Menschen Werner Leich ausgemacht hat, aber unbestritten ist, welche Bedeutung er dem christlichen Glaubens für die gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart eingeräumt hat.“

Werner Leich war am 31. Januar 1927 im thüringischen Mühlhausen geboren worden. Seinen Dienst in der Thüringer Landeskirche begann er 1951 als Vikar in Angelroda bei Arnstadt. Von 1954 bis 1969 war er Pfarrer in Wurzbach und Oßla bei Lobenstein, ab 1969 Superintendent in Lobenstein.

1966 bis 1977 engagierte er sich als 1. Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft der Thüringer Kirche. Im Mai 1978 trat Leich die Nachfolge von Landesbischof Ingo Braecklein an. Braeckleins jahrelange Zusammenarbeit mit dem MfS wurde Mitte der 1990er Jahre publik.

Von 1980 bis 1983 leitete Leich das Lutherkommitee der Evangelischen Kirchen, von 1983 bis 1986 war er Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche der DDR und von 1986 bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR. Anlässlich des Lutherjahres 1983 erhielt Leich die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena und 1984 die Franklin D. Roosevelt Four Freedoms Medal.

1989 verlieh ihm die Theologische Akademie Budapest die Ehrendoktorwürde, ebenso 1990 die Wittenberg University Springfield/Ohio. Im selben Jahr bekam Werner Leich den Wittenberg-Preis des Lutherinstituts Washington D.C.

Der Altbischof war verheiratet und hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. Zum Schluss lebte er in einem Diakonischen Zentrum in Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha.