10.05.2023
Spuren des Mittelalters

Bei Tiefbau-Arbeiten auf dem Gelände der Oberkirche Arnstadt sind kürzlich die Reste einer gemauerten Umfassung aus dem Spätmittelalter entdeckt worden. Die Mauerreste wurden bei Bauarbeiten im Innenhof des ehemaligen Franziskanerklosters freigelegt.

Dazu Pfarrer Thomas Kratzer: „Der Boden des Kreuzhofes ist durch Abraum über die Jahrhunderte hinweg immer höher gekommen. Jetzt haben wir durch den Abtrag das ursprüngliche Niveau wieder erreicht.“ Der Arnstädter Pfarrer leitet die Umgestaltung des Kreuzhofes, der nach den Wünschen der Kirchengemeinde zu einer „Oase der Stille“ werden soll.

Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Mauerreste kartiert. Die Steine selbst werden hingegen abgetragen und die Fläche wieder zugeschüttet, denn: Im Zentrum des Kreuzhofes wird ein Assisi-Stein stehen, in den das Friedensgebet des Ordensgründers eingearbeitet ist. Dieser Ort soll für das zukünftige Leben und Arbeiten im „Neuen Zentrum Oberkirche“ Quelle der Ruhe, der Muße und Inspiration sein. Geplant sind eine Wasserschale als „Quelle des Lebens“ und eine Sitzgruppe für „Ruhe und Rast“. Rankende rote Rosen werden für freundliche Farbtupfer sorgen und das Auge des Betrachters erfreuen.

Die Kosten für das Projekt sind – bedingt durch stark gestiegene Baupreise – inzwischen auf 200.000 Euro gestiegen. Davon entfallen nunmehr 80.000 Euro als Eigenanteil auf die Kirchengemeinde, wovon bisher 53.000 Euro durch zahlreiche Spenden eingeworben werden konnten. Die Restsumme kommt aus der  Städtebau-Förderung, an der das Land Thüringen und vor allem die Stadt Arnstadt beteiligt sind.

Wer spenden möchte, hat ein prominentes Vorbild: Ian Anderson von der Band „Jethro Tull“ spendete bereits rund 12.000 Euro Gage von einem Konzert zum Bach-Advent 2019 in Arnstadt. Details zum Spenden unter:

https://www.oberkirche-arnstadt.de/kirche/sanierung/sanierung-und-neuanlage-des-kreuzhofes/planungen-und-kosten/

Zur Geschichte des ehemaligen Klosters:

Die Franziskanermönche begannen 1246 mit dem Bau des Klosters und der Kirche. Zunächst entstand bis 1260 ein einschiffiger, turmloser Kirchenbau. Doch schon zehn Jahre später gab es ein niedriges Klostergebäude, einen Kapitelsaal mit Zugang zur Sakristei sowie wahrscheinlich einen hölzernen Kreuzgang.

Während der Bauarbeiten bis etwa 1300 zur Erweiterung des Kirchengebäudes begannen die Mönche, an der Südseite der Kirche das Klausurgebäude mit Kreuzgang und Kreuzhof zu errichten.

 Nach Einführung der Reformation in Arnstadt wurde 1538 das Kloster aufgelöst. Ein Jahr später fiel die Kirche an die Stadt Arnstadt, und das Klosterareal wurde gräfliches Eigentum. Am 2. Februar 1540 wurde eine gräfliche Erziehungsanstalt für die Söhne des Grafen sowie für „andere Knaben aus dem Adel und aus der Bürgerschaft“ eröffnet. Später war das Gebäude Witwensitz für die Gemahlin des Grafen, dann Alterswohnsitz von Leo von Packmor (Oberst des Grafen).

Nach dem großen Stadtbrand 1581 wurde das Klostergebäude zur Arnstädter Stadt- und Landschule umgebaut. Ab 1671 war hier das Lyceum, von 1829 bis 1864 das Gymnasium und von 1865 bis 1906 die höhere Mädchenschule.

1911 ging das Gebäude wieder in kirchlichen Besitz, zunächst wurde es zu Wohnzwecken und im Krieg als Soldatenheim genutzt sowie zeitweise als Kinderheim des Marienstifts. Heute befinden sich hier das evangelische Gemeindehaus, das Kirchenamt sowie eine Pfarr- und eine Pilgerwohnung.