25.12.2014
Menschen wie du und ich

Mit dem folgenden Text von Superintendentin Angelika Greim-Harland wünscht Ihnen die Online-Redaktion gesegnete, friedvolle Weihnachten.


Welchen Jesus hätten Sie gern? Auf dem liebevoll gestalteten Krippenweg durch die Arnstädter Innenstadt können wir in den Schaufenstern einige Varianten bestaunen: Jesus mal eher traditionell, dann wieder alternativ oder weltoffen, künstlerisch aufwendig oder eher schlicht dargestellt.

 Am Heiligabend finden in unseren Kirchen wieder Krippenspiele statt, einige auch schon vorher. In ganz unterschiedlichen Inszenierungen wird die alte Geschichte neu gespielt: mal eher traditionell, mit einer Rahmenhandlung aus der heutigen Zeit, provokativ anders, musikalisch unterlegt oder ausgeschmückt, gespielt von Kindern jeden Alters, zunehmend auch mehr von Erwachsenen. Krippenspiele im Stall mit lebenden Tieren wecken eine besondere Faszination. Welchen Jesus hätten Sie gern?

Wir sind zu Weihnachten aber nicht nur Zuschauer und Beobachter einer mehr oder weniger gelungenen Aufführung einer allseits bekannten alten Geschichte. Wo es gelingt, dass ich in diesem Geschehen meine Rolle erkenne, da kommt mir das Geheimnis dieses Festes näher. In unterschiedlicher Weise geht es um Gott und die Menschen. Scheint das Göttliche im Menschlichen durch? Darum will ich die Frage verändern: Nicht „Welchen Jesus hätten Sie gern?“, sondern: „Welche Menschen hätte Jesus gern?“

In der Bibel lese ich von Menschen wie du und ich. Damals wie heute gibt es sie, die einander in Not beistehen und abgeben, die Fremden Obdach geben, die Respekt haben vor der Würde und Religion anderer, die tolerant sind, ohne die eigene Prägung dabei zu verschweigen. Frauen und Männer, Kinder und Senioren, die unsere Welt ein kleines bisschen friedlicher – eben menschlicher machen. Durch sie begegnet uns Gott auf Augenhöhe und zugleich ist da mehr. Uns verbindet dieses Mehr, so verschieden wir auch sind.

Es ist die Liebe, die nicht nach dem „Warum“ fragt, sondern annimmt was ist, auch bis zur letzten Konsequenz. Ich kann mich ihr öffnen, wo ich die alte Geschichte von der Geburt im Stall von Bethlehem wieder neu höre und nach dem frage, wie es weiter ging. Gott ist groß und zugleich ganz menschlich – auch bei uns, das ist für mich das Zentrum von Weihnachten. Möge auch Ihr Weihnachtsfest davon durchdrungen sein.

Angelika Greim-Harland, Superintendentin des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau