23.06.2017
Liebe zum Lande

Bald geschafft hat Pfarrer Conrad Neubert seine ersten 100 Tage im Amt. Der 33Jährige ist gemeinsam mit Pfr. Thomas Walther für den Pfarrbereich Griesheim zuständig. Am 09.04.17 wurde er ins Amt eingeführt.

Conrad Neubert liebt das Landleben: „Hier kann man schnell eine persönliche Beziehung zum Ort, zu den Häusern aufbauen – und man hat die Chance, jeden persönlich kennenzulernen, auch Leute, die nicht zur Gemeinde gehören.“ Dazu hat er in Gräfinau-Angstedt (östlich von Ilmenau gelegen) seit seiner Amtseinführung im April diesen Jahres reichlich Gelegenheit.

Und dabei war Neubert die Liebe zum Ländlichen nicht gerade in die Wiege gelegt worden: Geboren 1984 in Weimar, ging seine Familie schon drei Jahre später nach Berlin. Von dort ging Neubert 2004 zum Theologiestudium nach Jena, wechselte aber kurz darauf wieder nach Berlin – und von hier direkt in die große, weite Welt: 2010 ging es für ein Jahr nach Stellenbosch (Südafrika), wo ihn der Praxisbezug des Studiums reizte. „Für die Verbindung von Wissenschaft und Praxis hatte ich mir davon zwar mehr versprochen, aber zwei Seelsorge-Praktika im Krankenhaus gingen mir echt unter die Haut.“

Seinen Theologie-Abschluss machte er dann doch in Jena, denn für ihn stand fest: „Ich möchte Pfarrer in Thüringen werden.“ Stammte doch Neuberts Familie aus Thüringen, und die Verbindungen hierher rissen nie ganz ab. Sein Vikariat absolvierte er ab 2014 in Kapellendorf (bei Weimar) und kam hier auf den Geschmack, was das Landpfarrer-Dasein betrifft: „Nichtchristen sind hier leichter erreichbar, und die sozialen Grenzen sind nicht so scharf wie in der Stadt.“

An der Pfarrstelle in Gräfinau-Angstedt hat ihn vor allem der Begriff von der „Gemeinde auf dem Weg“ in der Stellenausschreibung gereizt: „Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, die sich verantwortlich fühlen und Neues wagen wollen.“ Teamarbeit ist ihm dabei enorm wichtig: „Ich will kein ‚Einzelkämpfer‘ sein.“ In den Gemeinden seines Bereiches gäbe es viele aktive Kirchenälteste und Gemeindeglieder. Allerdings würde er sich manchmal noch mehr Mut wünschen, Grenzen zu überwinden – auch räumliche, aber: „Das braucht seine Zeit.“

Praktische Unterstützung dafür könnte es schon bald geben, denn der Pfarrbereich überlegt, einen Kleinbus anzuschaffen: „Dann können auch Leute ohne Auto den Gottesdienst im Nachbarort besuchen.“ Derzeit laufen außerdem Stellenausschreibungen für einen Gemeindepädagogen und einen Kirchenmusiker (beides männlich/ weiblich), die zur Hälfte auch in Stadtilm tätig werden sollen.

Für die Zukunft wünscht sich Neubert eine enge Zusammenarbeit mit seinen Pfarrerkolleg*innen im ganzen Kirchenkreis und für sich selbst eine Art des Pfarrer-Seins, „die es den Menschen leicht macht, Kirche zu sein“.