15.09.2020
Jüdisches Arnstadt

(PM ACHAVA/rb). Die ACHAVA-Festspiele, die seit 2015 jährlich in Thüringen stattfinden, kommen dieses Jahr erstmalig nach Arnstadt. Das Festival, das „ein jüdischer Impuls für den interreligiösen Dialog“ sein möchte, wartet gleich mit mehreren Höhepunkten auf:

  • Dienstag, 15.09.20, ab 18 Uhr, Liebfrauenkirche: Ausstellungseröffnung „Die Bauten des Martin Schwarz: Die Synagoge von Arnstadt“; 19 Uhr Film und Gespräch „Der Krieg gegen die Juden“ (Eva Stocker)
  • Dienstag, 15.09.20 bis Freitag, 18.09.20 Musikschule Arnstadt: Musikworkshop „Vom Barock bis zum Klezmer-Gypsy-Swing“, Leitung: Helmut Eisel
  • Freitag, 18.09.20 um 18 Uhr, Theater im Schlossgarten: Benefiz-Konzert zugunsten des Fördervereins „Jüdisches Arnstadt“ mit dem Arnstädter ACHAVA-Projektorchester, dem Thüringer Bach-Collegium und Klezmer-Klarinettist Helmut Eisel

Er freue sich sehr, dass sich die Stadt Arnstadt erstmalig bei den ACHAVA-Festspielen präsentieren wird, so Bürgermeister Frank Spilling: „Im Rahmen des Projekts ‚Jüdisches Arnstadt‘ haben sich Stadt, Kirchenkreis und die ACHAVA-Festspiele zusammengetan, um auf mehreren Ebenen an die größtenteils nicht mehr existenten Spuren der jüdischen Bevölkerung in der Bachstadt Arnstadt zu erinnern“.

Und Superintendentin Elke Rosenthal fügt hinzu: „Es berührt mich besonders, dass die Liebfrauenkirche eine Gastgeberin des Festivals ist. Als ältestes Gebäude Arnstadts war sie Zeugin all dessen, was in der Stadt passierte.“ Christen und Juden seien eine Glaubensfamilie, und das Festival biete eine gute Gelegenheit, um gerade mit jungen Menschen über den jüdischen und christlichen Glauben ins Gespräch zu kommen.


Die Synagoge von Arnstadt - Ausstellung
In der Ausstellung „Die Bauten des Martin Schwarz: Die Synagoge von Arnstadt“ (Liebfrauenkirche, 15.9. – 18.10.2020) wird ein sakrales Gebäude, das in der Pogromnacht 1938 mutwillig zerstört wurde, dem Vergessen entrissen. Seit 1913 war das Gotteshaus ein Treffpunkt der Arnstädter jüdischen Gemeinde, voller Leben und (religiöser) Feste.

Die Ausstellung, kuratiert von Jörg Kaps (Träger des German Jewish History Award) und Judith Rüber,  zeigt die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Arnstadt im aufgeklärten Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zugleich beleuchtet sie die tiefliegenden antisemitischen Ressentiments der Weimarer Republik, die von den Nationalsozialisten reaktiviert und in offenen Hass verwandelt wurden.

Anhand von Faksimiles, Zeitungsausschnitten und Fotografien gibt die Ausstellung einen Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Arnstadt, sie zeigt die Baugeschichte der Synagoge anhand der Originalpläne des Architekten Martin Schwarz und dokumentiert die Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 sowie den niederträchtigen Umgang der damaligen Stadtverwaltung mit den Trümmern auf dem Gelände an der Krappgartenstraße 47.
 

Öffnungszeiten
Montag – Samstag 11 – 15 Uhr Sonntag 14 – 16 Uhr Liebfrauenkirche Arnstadt, Eintritt frei

 

Der Krieg gegen die Juden - Dokumentarfilm (Welt-Uraufführung)
Mit diesem provokanten Titel widmet sich Eva Stocker ihrer Vergangenheit und Herkunft sowie dem Schicksal der Juden im Dritten Reich.  Eva Stocker weiß selbst nicht, wer sie wirklich ist. Ihre Kindheit verbrachte sie in einer ungarischen Stadt, wuchs, ohne es zu wissen, bei Adoptiveltern auf. Ein Zettel in einem Schuhkarton löste die Suche nach dem eigenen Ich aus und wurde Jahrzehnte später zur Motivation für den nun längsten Film ihres Lebens.  

Durch die slowakische Stadt Košice an der ungarischen Grenze fuhren ab April 1944 Züge nach Auschwitz, etwa zwei bis sechs täglich. Augenzeugen berichten, dass verzweifelte Mütter ihre Kinder aus den Waggons reichten, wenn die Züge anhielten. War auch ihre Mutter dabei? Die Vermutung liegt nahe. Genau dort entstand die erste Notiz über sie, verfasst von einem Bahnbeamten, der das Kind 1944 aus einem Zug entgegennahm. Was mit diesen Menschen später passierte, ist unbekannt. Sicher ist nur, dass diese Aktion Eva Stocker das Leben rettete.

In ihrem Dokumentarfilm (Dauer: 106 Minuten) lässt die Regisseurin viele Menschen zu Wort kommen, zeigt sie im privaten Umfeld und hört ihnen zu. Gefolgt von einem Gespräch mit Eva Stocker selbst, Frank Spilling (Bürgermeister der Stadt Arnstadt), sowie Elke Rosenthal (Superintendentin) und Martin Kranz (Intendant der ACHAVA Festspiele Thüringen). In der mdr-Mediathek findet sich ein dreiminütiges Interview mit Eva Stocker unter dem Titel "Vergeben zu können ist etwas Wunderbares".

Infos zum ACHAVA-Musikworkshop und -Konzert folgen in einer gesonderten News. Das gesamte Programm der ACHAVA-Festspiele finden Sie unter:

https://achava-festspiele.de/programm