18.11.2022
Fehlende Grautöne

(PM EKM/rb). Mit einem Bericht von Landesbischof Friedrich Kramer begann am 16.11.22 die Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

Der Landesbischof wirbt für Versöhnung und Vergebung im Nachgang der Corona-Krise, fordert mehr Engagement zum Bewältigen der weltweiten Krisen, plädiert für gewaltfreie Mittel der Konfliktlösung und sieht noch Nachholbedarf beim Thema Missbrauch und sexualisierte Gewalt. Bis Samstag, 19.11.22 sind die 80 Kirchenparlamentarier in Erfurt zusammen.

Den Buß- und Bettag sieht der Landesbischof als Anlass für eine Rückschau auf die Corona-Krise: „Was haben wir aus dieser Zeit gelernt? Wie können wir die großen Schäden, die nicht nur durch den Virus, sondern auch durch unser Verhalten und unseren Umgang miteinander entstanden sind, heilen? Ich denke an die Kinder und Alten, die besonders gelitten haben. Es ist an der Zeit, einander wieder anzusehen und die Ohren füreinander zu öffnen und nicht den Streit fortzusetzen, sondern Wege der Versöhnung und Vergebung zu beschreiten“, betont Kramer.

Er bedauert, dass es „Grautöne, Zwischentöne, Komplexität und Abwägung schwer haben in unseren Tagen“. Nur noch die eigene Meinung sei der Maßstab. „Ja oder Nein, Richtig oder Falsch. Und nur wenn Du mir zustimmst, dann hast Du Recht. 1 und 0 – alles folgt der binären Logik, die auch das Digitale bestimmt.“

Auch an die großen Krisen erinnert der Landesbischof: „Vom Krieg in der Ukraine und den über 20 weiteren Kriegen, über die Frage der Klimagerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, dem Hunger, der Armut und den Gerechtigkeitsfragen, der Polarisierung und Gefährdung unserer Demokratie – hier sind wir überall gefordert in unserem Engagement und Einsatz“. Sowohl die Verpflichtung der Weltgemeinschaft, den Hunger abzuschaffen, als auch die Klimaschutz-Ziele sieht er gefährdet.

Als dringende Aufgaben im Blick auf den Ukrainekrieg nennt er die Lieferung von Hilfsmitteln, medizinische Versorgung, die Aufnahme von fliehenden Menschen, großzügige Gewährung von Asyl für russische Kriegsdienstverweigerer, seelsorgerliche Begleitung von Traumatisierten und die Dokumentation von Kriegsverbrechen. „Die politisch Verantwortlichen müssen wir auffordern, alle diplomatischen Instrumentarien zu nutzen, um zunächst einen Waffenstillstand herbeizuführen. Wir sind noch lange nicht am Ende mit unseren gewaltfreien Mitteln der Konfliktlösung“, betont Kramer.

Als Friedensbeauftragter der EKD bekräftigt er seine „von vielen nicht geteilte“ Position zur Gewaltlosigkeit und gegen Waffenlieferungen: „Für mich bleibt die Gewaltlosigkeit Jesu die entscheidende Richtschnur und ich bin dankbar für die vielen Friedensgebete, die in diesen Tagen in unserer mitteldeutschen Kirche gebetet werden“.

Zum Thema Missbrauch und sexualisierte Gewalt hält er Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention weiterhin für wichtige Aufgaben, insbesondere bei der Prävention sieht er noch Nachholbedarf. „Aber: Die Schutzkonzepte beginnen zu greifen, Mitarbeitende nehmen ihre Meldepflicht wahr, Präventionsarbeit aus einer klaren Haltung heraus verändert nach und nach zu einer geschulten Wahrnehmung und Sicherheit im achtsamen Umgang miteinander“, so Kramer.

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Link zu den Ausführungen des EKM-Personaldezernenten, Oberkirchenrat Michael Lehmann zur Personalsituation in der EKM unter:

https://www.ekmd.de/presse/pressestelle-erfurt/personalbericht-fuer-landessynode-der-ekm-markiert-draengende-aufgaben.html