12.02.2013
ESG-Pfarrer Ilmenau

Veikko Mynttinen ist neuer Hochschul- und Studierendenpfarrer in Ilmenau. In einem Festgottesdienst am 29. Januar 2013 in der Ilmenauer Jakobuskirche wurde er in sein Amt eingeführt. Doch der Start in die neue Aufgabe gestaltet sich nicht einfach.

Ilmenaus Studierende haben neuen Pfarrer

Keinen ganz leichten Start wird Veikko Mynttinen haben, wenn er daran geht, in Ilmenau wieder eine Evangelische Studentengemeinde (ESG) aufzubauen. „Ich fange hier praktisch bei Null an“, meint der Pfarrer, dessen Vorgängerin, Pastorin Astrid Reidemeister-Danz schon vor zwei Jahren krankheitsbedingt in den Vorruhestand wechselte.

Als er im vergangenen Jahr die Vertretung für die unbesetzte Pfarrstelle übernahm, habe es quasi keine ESG mehr gegeben. „Und auch die Räume in der Langewiesener Straße waren in einem katastrophalen Zustand.“ Dem half die Evangelische Kirchengemeinde Ilmenau ab, indem sie der ESG die Mitnutzung des Jugendkellers und der Jugendwohnung im Gemeindehaus am Kirchplatz ermöglichte. Der Keller ist allerdings bestenfalls für Partys geeignet, jedoch: „Bei den Studenten kommt der gut an“, betont Mynttinen, jedoch: „Falls wir irgendwann wieder mehr als ein Dutzend Leute sein sollten, müssten wir wieder umziehen.“

Doch das ist erst mal Zukunftsmusik: Jetzt gilt es, den Studierenden an der TU Ilmenau die ESG als Möglichkeit zum „aufgeklärten, fröhlichen Christentum“ schmackhaft zu machen. Bei seinem Einführungsgottesdienst vergangenen Dienstag in der Jakobuskirche verglich Mynttinen denn auch die ESG mit einem „Mineralwasser mit Spurenelementen“: Im Gegensatz zu destilliertem Wasser, das öde und fad schmecke, und zu dem Wässerchen namens „Wodka“, das berausche und letztlich zerstöre, seien die „Spurenelemente Glaube, Liebe, Hoffnung“ das, was im Leben wirklich zähle und auch durch Krisen hindurch trage. Demonstrativ goss er dazu die jeweilige Flüssigkeit aus drei verschiedenen Flaschen ins Taufbecken der Jakobuskirche und erregte damit die Aufmerksamkeit der Gäste.

Mehr als 100 Besucher waren es, die den Gottesdienst besuchten und einem Programm lauschten, das von Chorstücken des Kammerchors der TU Ilmenau über christliche Jugendsongs der Studentenmission Deutschland (SMD) bis zu Fürbitten und Grußworten reichte, bei denen sich auch die Katholische Studentengemeinde Ilmenau (KSG) engagierte. Wie steht es da um die Ökumene, also das Zusammenwachsen der christlichen Kirchen und Gemeinschaften? Veikko Mynttinen hebt die Hände: „Ich bin skeptisch gegenüber allzu großen Erwartungen.“ Aber die Ökumene in Ilmenau funktioniere definitiv: „Der Ökumenische Arbeitskreis arbeitet sehr ernsthaft und ist klar gewollt von allen Beteiligten.“ So werde zum Beispiel der Gottesdienst zum Semesterabschluss schon seit Jahren gemeinsam von ESG, KSG und SMD gestaltet.

Nachholebedarf sieht Mynttinen hingegen bei der Zusammenarbeit mit der Universität: „Hier gilt es noch, Vorurteile und Vorbehalte gegenüber der ESG abzubauen.“ Für den Umgang miteinander wünsche er sich mehr Gelassenheit. Und da der gebürtige Bayer mit finnischen Wurzeln auch Hochschulpfarrer ist, engagiert er sich auch als Berater in der „Campus-Familie“ der TU und sieht gute Chancen, hier Netzwerke aufzubauen: „Hier studieren die potenziellen Führungskräfte, da muss Kirche einfach präsent sein.“

Kopfzerbrechen bereitet ihm auch die finanzielle Ausstattung der ESG: „Wie sollen wir mit einem Jahreshaushalt von 4.000 Euro um die Runden kommen?“, fragt er sich und hofft, dass mit sichtbaren Erfolgen auch die Bereitschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wächst, hier mehr zu investieren. Nächster Höhepunkt im Programm der ESG wird jedenfalls ein „Kennenlern-Grillen“ im April im Garten des Gemeindehauses am Ilmenauer Kirchplatz sein.

Rainer Borsdorf