25.11.2015
Bischöfin Junkermann: "Für friedliches Miteinander"

Während der kürzlich beendeten Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ging Landesbischöfin Ilse Junkermann in ihrem Bericht auch auf die kaltblütigen Terror-Anschläge von Paris vom 13.11.15 ein, bei denen mindestens 130 Menschen starben.

Die Gesellschaft dürfe sich von Terroristen, die Angst und Schrecken verbreiten, nicht in die Enge treiben lassen. So dürften die Grenzen für Flüchtlinge jetzt nicht verschlossen werden: „Wenn wir dies täten, dann würden wir uns die Logik des Terrors aufzwingen lassen.“

In ihrem Bericht ging Junkermann auf die gegenwärtige Rolle der Kirche ein. Nicht selten entstehe der Eindruck, als ginge es in der Kirche nur noch um die Kirche als Institution: „Das wäre ein echtes Problem. Denn wir sind Gottes Botin an die Welt und in der Welt. Die Kirche Jesu Christi ist nicht für sich selbst und zum Erhalt ihrer selbst da. So würde sie ihren Auftrag verfehlen.“

Kirche müsse Kirche für andere sein, so Junkermann. Dies zeige sich auch darin, ob und wie sie sich für Flüchtlinge öffne: „Gott legt die vielen Menschen, die aus Angst, Terror und Krieg in existentieller Not zu uns kommen, Gott legt sie uns direkt vor unsere Füße.“ Ausdrücklich unterstütze sie den Satz von Bundeskanzlerin Merkel „Wir schaffen das.“ Hier drücke sich die christliche Zuversicht aus. „Die biblische Botschaft steht eindeutig für ein friedliches und respektvolles Miteinander aller Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Glauben und eindeutig gegen Fremdenfeindlichkeit und das Schüren von Vorurteilen.“ Im Fremden, im Flüchtling, begegne uns Jesus Christus selbst. Zudem warf die Landesbischöfin in ihrem Bericht die Frage nach dem Lebensstil der westlichen Welt auf - und wie stark dieser zu Fluchtursachen beitrage.

Junkermann ging in ihrem Bischofsbericht auch auf die EKM-Initiative „Offene Kirchen“ ein. Kirche müsse Kirche mit anderen und für andere sein, eine öffentliche Kirche. Derzeit seien mehr als 95 Prozent der 4031 Kirchen und Kapellen nicht verlässlich geöffnet. Nur bei Gottesdiensten und Konzerten sei die Tür offen. Die Landesbischöfin warb für einen Paradigmenwechsel zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017: „Jedes Kirchgebäude in der EKM soll spätestens ab Frühjahr 2017 tagsüber geöffnet sein.“ Die Entscheidung darüber bleibe bei den Kirchengemeinden. Junkermann bittet sie, sich der Initiative anzuschließen: „Unsere Kirchengebäude predigen aller Welt – auch bereits ohne Worte – vom Glauben an Gott. Sie laden jeden Menschenein, zur Besinnung zu kommen, sich in eine Bank zu setzen, ein Gespräch mit Gott zu führen oder einfach den eigenen Gedanken nachzuhängen – falls die Kirche geöffnet ist.“