Wie ich bin...

Mit Kindern und Jugendlichen an Wochenenden oder in den Ferien unterwegs zu sein, heißt für mich, eine spannende, bewegende und berührende Zeit zu erleben.

Es entsteht eine lebendige Gemeinschaft, in der sich jeder gesehen, aufgehoben und sicher fühlt. Das erfordert zu Beginn pädagogisches Geschick und einiges an Energie. Für mich spielt außerdem ein neugieriger liebevoller Blick auf den Einzelnen, egal wie er daherkommt, eine große Rolle. Es entsteht ein Raum für alle, in dem man etwas erleben, neugierig sein, Kontakte knüpfen, sich ausprobieren und einfach da sein kann - mit allen Sinnen. In so einem Raum lässt sich wunderbar Neues erfahren und sich hineinvertiefen.

Mit den Kindern der Kinderfreizeit vor Ostern waren wir viel im Wald unterwegs, haben gemeinsam gesungen, gespielt und viele kreativen Sachen gemacht. Thematisch ging es darum, „wie ich bin“ und „was ich an mir mag“. Fragt man danach, wie man ist, wirft das wiederum die Frage auf, warum man so geworden ist.

Haarfarbe, Augenfarbe, Gesichtszüge, Körperbau..., all das ist eine gute Mischung der Eltern und wird einem vererbt.

Dazu kommt, was man über die Kindheit von seiner Familie mitbekommt. Das nennt man Prägung. Wie ernährt man sich, welche Lieblingsspeisen hat die Familie, wie werden Feste gefeiert, wohin fährt man in den Urlaub, welchen Hobbys gehen die einzelnen Familienmitglieder nach, wird viel gelesen, spielt jemand ein Instrument, ist die Familie Fan von einem Fußballverein, wie geht man mit Großeltern und Verwandten um…  

Als Drittes kommt noch das Leben dazu, wenn man umziehen muss, vielleicht sogar im Ausland aufwächst, wenn sich Eltern trennen, es in Familien Todesfälle oder Krankheiten gibt, man von einem Hund gebissen wird usw.  

Es ist extrem spannend, sich genau zu betrachten und zu überlegen, was man vererbt bekommen hat, was man in seiner Familie lernt, wie sie einen prägt und was für Besonderheiten es gibt. Es wird klar, dass jeder einzigartig und besonders ist. Betrachtet man die anderen, finden sich Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede. Gemeinsamkeiten geben Sicherheit und Vertrauen. Unterschiede machen das Leben bunt und bereichern uns. Das Gegenüber ist nicht komisch und fremd, weil es nur Fußballspielen oder Lesen toll findet, eine andere Hautfarbe hat, anderes Essen mag - sondern man kann verstehen, warum das so ist.

Was ich nicht kann, kann jemand anderes - auf unserer Freizeit konnten wir das wieder ganz entspannt nutzen und genießen. Jeder hat das eingebracht, was er gut kann, beim Spielen, Singen, Kreativsein, bei allem, was erledigt werden muss, wenn so viele gemeinsam unterwegs sind.  

Für die Kinder ist klar, Gott liebt mich und jeden anderen auch, so wie wir sind. Er macht da keine Unterschiede. Schließlich hat er uns gemacht. So einfach ist das!

Christiane Sachse, Gemeindepädagogin im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau