Vom Licht und der Erkenntnis

Thomas Michael Weiß, Reformationsbeauftragter im Kirchenkreis

Die vergangene Woche war eher ungemütlich. Es war und ist kalt, es wird gestritten in der Stadt. Eine Auseinandersetzung trieb auf ihren Höhepunkt zu. Risse taten sich auf, Abgründe gar. Viele suchten verzweifelt nach dem Ausweg. Es war die Stunde der Unterstellungen und Beschimpfungen, der üblen Nachrede. Das Gebot: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden" schien fast vergessen. Wie soll es weitergehen? - diese Frage in aller Munde.

"Vielleicht ist es mehr so, wie du vorher gesagt hast, dass wir Risse bekommen. Am Anfang sind wir alle wasserdicht, aber dann passieren Dinge - Leute verlassen uns, lieben uns nicht oder verstehen uns nicht, oder wir verstehen sie nicht, und wir verlieren und scheitern und tun einander weh. Und so bekommen wir Risse. Und, ja, sobald ein Schiff leck ist, ist das Ende unvermeidlich. […] Trotzdem - da ist eine Menge Zeit zwischen den ersten Rissen und dem Ende, wenn wir auseinander brechen. […]. Erst wenn wir Risse haben, kommt das Licht herein. Und das Licht kann heraus." (John Green)

Ja, es ist vielleicht so: erst wenn die Fassade Risse bekommen hat, wird die Wahrheit offenbar. Ist es so? Paulus schreibt im 2. Korintherbrief (4,6): "Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi." Und im Vers 8: "Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht."

Da ist vom Licht die Rede. Das war der Anfang der Welt, das ist die Grundbedingung für das Entstehen einer guten Ordnung im Chaos. Mit anderen Worten - das rechte Licht lässt die Wahrheit und Erkenntnis aufleuchten in der Dunkelheit. Eine wichtige Voraussetzung für eine richtige Entscheidung oder wie Paulus sagt "dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes…" Durch uns! Da liegt die Betonung. Wir haben eine Entscheidung zu treffen und wir müssen sie verantwortungsvoll treffen, denn, es geht "um der Stadt Bestes". Also sollten wir vertrauen auf die Kraft des Lichtes, das die Erkenntnis des Wahren und Guten in unseren Herzen erstrahlen lässt und hören wir auf unsere Herzen und auf die Erkenntnis, die uns im Lichte zu Teil wird.

Da wohl liegt der Ausweg. Erkenntnis und Liebe, diese unverzichtbaren Grundbedingungen für ein gutes Leben sollen unser Tun und Handeln leiten. Das ist der Weg, auch in einer verworrenen Situation das Richtige zu tun! Das und nichts weniger wünsche ich uns allen für dieses Wochenende der Entscheidung und dieser Stadt, die dies braucht, um uns weiter Heimat zu geben.