Vertrauen wagen

Sind Sie auch schon mal an Vorschriften, Verordnungen und Gesetzen verzweifelt?

Ob im Straßenverkehr, beim Häuslebau oder für den Schulbesuch: erstmal muss alles geregelt sein, bevor wir anfangen, miteinander zu leben. Doch wenn es nun einmal so viele Regeln gibt, dann müsste doch wenigstens alles klar sein, oder? Naja - ich höre öfter Sätze wie „Da kenn‘ sich noch einer aus!“

Das Leben wäre viel schöner und vor allem einfacher ohne die ganzen Regulierungen. Also weg damit!? Einen Haken könnte die Sache haben - und da kann ich gleich bei mir anfangen: Würde ich mich von selbst stets angemessen verhalten, wenn es keine Verbote gäbe? Rücksicht nehmen? Ehrlich sein? Das Wohl des anderen im Blick? Von sich aus richtig und angemessen miteinander umgehen - also ohne äußeren Druck - das gehört offenkundig nicht zu den Kernkompetenzen des Menschen.

Keine Rücksicht auf andere nehmen - das macht Putin im großen Stil vor - im Kleinen haben wir das aber alle auch ganz gut drauf. Vielleicht aus Angst, am Ende der Dumme zu sein, wenn die anderen sich vordrängeln und uns ins Abseits drücken. Wir Menschen sind uns zu oft in innigem Misstrauen verbunden. Fröhlich und freundlich miteinander sein geht jedenfalls anders.

Hier bietet sich Ostern als aktives Programm zur Entbürokratisierung an: Vertrauen haben! Vertrauen, dass das Leben auch an Regentagen gut zu uns ist. Das schützt uns nicht davor, nass zu werden. Aber es schützt uns vor der Angst, die es letztlich nur in unserem Kopf gibt. Vertrauen ins Leben zu haben ist ein guter Grundstein, damit Angst und Sorgen nicht die Herrschaft über uns übernehmen. Es wagen, miteinander fair umzugehen auch ohne Sanktionierungsdruck - ein weit entferntes Ziel? Ohne die Kunst des Vertrauens wird es das bleiben!

Christian Rämisch, Kreisjugendpfarrer