Reisen

Der Sommer hat begonnen, die Schulferien sind nicht mehr weit.

Das heißt auch, dass viele Menschen wieder auf Reisen sind oder bald sein werden. Auch wenn es in diesem Jahr (aufgrund von Krieg, Corona oder gestiegener Preise) vielleicht nicht ganz so fröhlich und unbeschwert wie einst ist – auch ich freue mich auf den Urlaub und eine Reise mal wieder ins Ausland...

Doch ganz unabhängig von der aktuellen Situation rund um diverse Krisen ging mir beim Nachdenken über den Sinn des Reisens schon öfter ein Lied von Gerhard Schöne durch den Kopf, das so gar nicht zur allgemeinen Urlaubsvorfreude passen will. In dem Lied: „Wo soll ich fliehen hin“ heißt es in der 3. Strophe: „Ich hab Paris gesehn, Venedig und Athen; ich jage über Pisten mit anderen Touristen. Und wenn ich wiederkehre, bleibt dennoch eine Leere.“ –

Diese Worte muntern ja nicht gerade dazu auf, eine Urlaubsreise anzutreten. Schöne spricht eher resigniert davon, dass am Ende bei der Wiederkehr nach Hause eine innere Leere bleibt. Und ähnlich entmutigend klingt auch die nächste Strophe: „Wer weiß noch einen Trip, wer hat noch einen Tipp, womit ich mich aufs Neue betäube und zerstreue. Bin nicht in mir zu Hause. Funkstille, Sendepause.“ –

Ich möchte nicht einfallen in den bedrückenden Grundtenor dieser Worte – ich halte eine aktive Freizeitgestaltung und schöne Urlaubsreisen für ganz wichtige Dinge im Leben und ich bin dankbar für die vielen Möglichkeiten, die sich mir bieten. Ich möchte diese Zeilen lediglich als Anfrage verstehen: Wo geht es mir um Betäubung und Zerstreuung, um Ablenkung von inneren Defiziten? Und wie kann ich es erreichen bzw. kann ich es lernen, „in mir zu Hause“ zu sein?

Auch Gerhard Schöne bleibt in seinem Lied (zum Glück) nicht in der Resignation stecken. In der letzten Strophe des Liedes heißt es: „Leer sind die Batterien, ich hab es satt zu fliehn. Komm zu mir, Gott des Lebens, dass ich nicht leb vergebens. Mach mich und andre Leichen zu einem Lebenszeichen.“

Voraussetzung für ein solches „Lebendig Sein“ aus der Kraft Gottes heraus ist natürlich, offen zu sein für die Nähe Gottes, z.B. in Zeiten der Stille, der Meditation, dem Gebet oder auch in der Begegnung mit anderen Menschen. Sicher ist da eine Urlaubsreise eine gute Gelegenheit für solche Erfahrungen der Nähe Gottes.

Aber auch unabhängig vom Urlaub wünsche ich Ihnen, dass Sie gut in Verbindung mit dieser Kraftquelle leben (um „die Batterien wieder aufzuladen“) und etwas von Gottes verwandelnder Kraft spüren können. Und dass Sie gerade in diesen unruhigen Zeiten immer wieder Möglichkeiten finden, zur Ruhe zu kommen, vom Alltag auszuspannen und in sich selbst zu Hause zu sein.