Kennen Sie Benching?

Pfarrer Stefan Wohlfarth, Geraberg

Wieder so ein englisch klingendes Wort! Es geht dabei um ein in Mode gekommenes Verhalten von Menschen, die auf Partnersuche sind, aber sich nicht festlegen wollen. Bloß nicht zu viel Verbindlichkeit. Getreu dem Motto, Interesse zeigen, den Partner nicht verschrecken, aber nicht zu konkret werden. Also eine Entscheidung für oder gegen einen Menschen auf die lange Bank (englisch: Bench) schieben.

Natürlich ist eine "gebenchte" Person praktisch. Das Benching hält einem Möglichkeiten offen und ist so schön unverbindlich. Diese Art der Beziehungspflege passt gut in die heutige Welt, in der sich kaum mehr jemand langfristig auf etwas festlegen möchte.

Als Pfarrer, der hin und wieder Paare vor dem Altar traut, fällt mir etwas anderes auf, was nur bedingt mit diesem "Benching" zu tun hat. Viele Paare geben sich heute erst nach fünf, zehn und mehr Jahren des Zusammenlebens das Jawort. Das hat oft ganz plausible Gründe. Dennoch frage ich mich manchmal: Müssen die erst die Kinder großziehen, um zu wissen, ob sie wirklich zueinander passen?

Mir geht es nicht darum, dass nach dem alten konservativen Weltbild, wie früher brav vor dem ersten Kind geheiratet wird, damit auch alles seine Ordnung hat. Ich interessiere mich mehr dafür, wie Vertrauen zwischen zwei Menschen wächst. Mir geht es um die Fähigkeit und Reife, zu einem Menschen Ja zu sagen, auch wenn er nicht der perfekte Partner ist und vielleicht noch was Besseres kommen könnte.
Deshalb freue ich mich umso mehr, wenn dann, ob früh oder eben erst sehr spät, ein wirkliches Ja zueinander gefunden wird.

In diesem Jahr haben sich wieder mehrere Paare das Ja-Wort in einer unserer Kirchen gegeben. Beide sagen dabei "Ja, mit Gottes Hilfe".  Da ist eine dritte Kraft im Bunde, die Vertrauen wachsen lässt und Segen schenkt. Auch wenn es heute üblich wird, die Braut aus der Hand des Vaters zu empfangen, so  empfangen sich beide aus Gottes Hand. Wir können uns einen Menschen nicht nehmen. Wir können ihn uns nur schenken lassen, damit der Segen wirkt. Und wenn die eigene Liebe nicht mehr reicht: Gott hat sie im Überfluss.