Achtet auf die Sprache!

Thomas Michael Weiß, Arnstadt

Eine aufregende Woche liegt hinter uns. Verstörende Nachrichten kommen offenbar im Stundentakt. Erst das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum NPD-Verbotsantrag, kurz darauf die Brandrede Höckes in Dresden, erfrierende Flüchtlinge an Europas Grenzen, erneute Abschiebungen in das angeblich "sichere Herkunftsland" Afghanistan - vom Geschehen in Nahost ganz zu schweigen und - nicht zu vergessen - die Ungewissheiten angesichts der Machtübernahme in den USA durch Donald Trump. Erleben wir gerade die Umdeutung aller Werte, gar ihren unaufhaltsamen Verfall? Gibt es überhaupt noch wirkliche und wirksame Werte? Bange Fragen, die mich immer wieder beschäftigen, nicht loslassen. Das geht alles nicht zusammen mit meinem Glauben, meinem Weltbild.

"Es beginnt mit der Sprache" mahnte ein Freund. Ja, mit der Sprache hat es begonnen, damals in den 20/30iger Jahren. Dann folgte die Tat. Und wenn da jemand öffentlich das Berliner Holocaust-Mahnmal als ein "Denkmal der Schande" im Herzen der Hauptstadt bezeichnet, dann beginnt es schon wieder - mit der Sprache. Wenn jemand Afghanistan, eines der unsichersten Länder der Erde, als "sicheres Herkunftsland" bezeichnet, dann beginnt es wieder - mit der Sprache. Victor Klemperer hat das in seinem Buch "LTI - Sprache des Dritten Reiches" untersucht. Dieses Buch hat eine ungebrochene Aktualität. Sinngemäß sagt ein altes Sprichwort: "Achte auf deine Gedanken, denn aus den Gedanken folgen die Worte. Achte auf deine Worte, denn aus den Worten folgen die Taten. Achte auf deine Taten, denn aus ihnen wird dein Schicksal." An der Sprache zeigt sich, was kommen wird. Ändert sich die Sprache, wird sich bald das Handeln ändern.

Maximale Verunsicherung also? Wird sich Geschichte wiederholen? Was kann ich tun? Wo also, worin können wir Orientierung finden? Wir haben eine Sprache, die uns Orientierung gibt. Es ist eine alte Sprache, älter als wir alle. Sie ist reich, sie birgt das Wissen von Generationen. Es ist z.B. die Sprache der Bibel, des Evangeliums. Diese Sprache hält Orientierung und Maximen bereit, die für jeden Einzelnen und für eine ganze Gesellschaft wegweisend für gelingendes Leben sein können. Eines aus diesen uralten Texten ist besonders wichtig. Jesus sagt: "Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben." Und: "Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst." (Markus 12) Es ist das Doppelgebot der Liebe. Allein dies ist ausreichend als Quelle und Orientierung auch im Gebrauch der Sprache. Und es ist sicherer Wertmaßstab für das Handeln. Also auch für unser Schicksal. So gerüstet können wir uns den Herausforderungen stellen, die immer schneller auf uns einstürmen. Mir liegt daran, daß wir aufmerksam bleiben gegenüber dem gesprochenen und geschriebenen Wort. Denn: aus den Gedanken folgen die Worte, aus den Worten die Taten, aus den Taten wird unser Schicksal. Achten wir also auf die Sprache!