06.08.2018
Christlicher Judenhass

Ein Kunstprojekt unter dem Motto „Mit Judenhass vergiftet – Versuch einer Entgiftung im Protestantismus“ wird vom Beirat für christlich-jüdischen Dialog der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ausgeschrieben (Frist: 31.10.18).
 

Anlass ist die Gründung des Eisenacher „Entjudungsinstituts“, die sich im Mai 2019 zum 80. Mal jährt.

Die Ausschreibung richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die mit Text- und Bildarbeiten vertraut sind und vor allem performativ und installativ arbeiten. Bewerbungen sind bis zum 31. Oktober möglich. Für das Kunstprojekt sind 8.000 Euro eingeplant, es soll bis September 2019 realisiert sein. Zusätzlich werden fünf Entwürfe mit jeweils 200 Euro gewürdigt.

Die Initiatoren gehen davon aus, dass Nachwirkungen des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ bis heute spürbar sind. „Der Direktor Walter Grundmann hat auch noch nach 1945 Generationen von Theologinnen und Theologen sowie Katechetinnen unterrichtet. Deren Bildungsarbeit prägt die Gemeinden unserer Landeskirche durch die unflektierte Weitergabe antijudaistischer Theologie“, sagt Teja Begrich, Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog der EKM.

Das Kunstprojekt solle die resultierenden Probleme aufzeigen wie Antisemitismus. „Versuch einer Entgiftung von Pfarrbibliotheken, Liedern und Köpfen“ ist die Ausschreibung betitelt. Enthalten sind Fragen wie: „Wie beeinflusst dies unser Denken und Reden bis heute, auch in der Kirche und an Orten, an denen man es nicht vermutet? Auf welche Weise kann ein Prozess der Reflektion über einen neuen Umgang mit diesen antijudaistischen Ergebnissen der Arbeit des Instituts einsetzen? Welche Auswirkungen auf theologische aber auch gesellschaftliche Bilder haben diese Eingriffe auf die überlieferten Worte und Zeilen und deren Lesarten heute?“

Die Auswahl der Wettbewerbsteilnehmer erfolgt durch eine Jury, der Künstler sowie Vertreter von Landeskirche und Kulturinstitutionen angehören, darunter Landesbischöfin Ilse Junkermann. Teilnahme-berechtigt sind Künstlerinnen und Künstler mit abgeschlossenem Hochschulstudium oder nachweisbarer langjähriger Praxis als Freischaffende sowie Studierende einer Kunsthochschule oder vergleichbaren Institution in höheren Semestern. Konfessionelle Zugehörigkeiten sind nicht ausschlaggebend. Einsendungen an: Landeskirchenamt Erfurt, Referat Ökumene, Michaelisstr. 39, 99084 Erfurt.

Die Kunstaktion ist Teil eines größeren Gesamtprojekts der EKM, mit dem die Geschichte des „Entjudungsinstituts“ aufgearbeitet werden soll. Das Institut war im Mai 1939 gegründet worden. So soll im Mai 2019 eine Gedenkinstallation in räumlicher Nähe zum ehemaligen Sitz des Instituts errichtet werden. Zudem ist im Lutherhaus Eisenach eine Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“ geplant. Sie soll im September 2019 eröffnet und von einer wissenschaftlichen Tagung der Stiftung Lutherhaus Eisenach und der Friedrich-Schiller-Universität Jena begleitet werden. Tagung und Ausstellungseröffnung werden mit dem Beginn der ACHAVA-Festspiele in Eisenach im Rahmen von jüdisch-christlichen Begegnungstagen mit prominenten Gästen verbunden.

Ausschreibung (PDF mit 300 kB) im Download-Bereich:

Weitere Informationen im Internet: www.ekmd.de/kunstprojekt

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