Wertschätzend

Wenn ich mit Kindern, Teenies oder Jugendlichen arbeite, kommen meist viele zusammen und es ist ein spannendes erlebnisreiches Miteinander.

Wenn viele zusammenkommen, braucht es ein paar Regeln, besonders, wenn man gemeinsam wegfährt und auf Zeit zusammenlebt. Manche verstehen sich von selbst und über manche sprechen wir vorher.

Letztes Jahr haben wir einige Male Projekttage für Schulklassen geplant. Die Kinder und Teenies kannten wir nicht und die Zeit, in der wir viel miteinander lernen und erleben wollten, war knapp bemessen.  Bei der Überlegung, welche Regeln es in diesem Rahmen braucht, kamen wir dahin, dass alle Regeln für diese Tage sich auf einen Satz reduzieren lassen: “Wir gehen wertschätzend miteinander um.“

So begannen die Projekttage immer mit einem Austausch zu der Frage: „Was bedeutet wertschätzend?“. Nimmt man das Wort auseinander, bedeutet es, den Wert des anderen anzuerkennen, den anderen als Menschen mit seinen Begabungen und Schwächen und seiner Persönlichkeit zu sehen. Wertschätzend zu sein bedeutet außerdem, das Anderssein des Gegenübers annehmen zu können, ohne zu urteilen. Die Kinder und Teenies haben sehr gut verstanden, was das heißt:  sich nicht anschreien, dem anderen zuhören, ausreden lassen, sich nicht körperlich angehen, sich nicht über Äußerlichkeiten lustig machen, keine Schimpfworte benutzen usw. Wir sollen so mit dem anderen umgehen, wie wir möchten, dass mit uns umgegangen wird.

Mit anderen wertschätzend umgehen zu können, setzt voraus, dass man sich seines eigenen Wertes bewusst ist. Kenne und mag ich mich selbst? Was kann ich besonders gut, wo bin ich nicht so kompetent? Sehe ich, was für ein wertvoller Mensch ich bin?

Jesus hat uns den Auftrag gegeben: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!“. Unsere Aufmerksamkeit liegt oft auf dem ersten Teil der Aufforderung. „Liebe deinen Nächsten“, was für ein schwieriger Auftrag! „Wer ist der Nächste?“, fragen die Kinder da oft. Es sind die Menschen, die einem begegnen, die Verkäuferin beim Bäcker, die Nachbarn, die Eltern und Geschwister, Oma und Opa, KlassenkameradInnen …

Das Wort „Lieben“ in diesem Zusammenhang sorgt bei den Kindern oft für Empörung, aber, wenn wir darüber sprechen, verstehen sie, wie es gemeint ist: Geht wertschätzend miteinander um!

Genauso wichtig ist der zweite Teil des Auftrages von Jesus – „wie dich selbst“. Das ist ganz schön schwer. Da scheitern wir oft schon an den Äußerlichkeiten. Was an sich mögen Sie nicht? Da fällt einem schnell etwas ein. Schauen wir doch lieber nach den Dingen, die wir gut finden und das öfter. Machen Sie sich jeden Tag vor dem Spiegel einmal ein Kompliment. Wenn das gut klappt, versuchen Sie es einmal bei Ihrem „Nächsten“.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Persönlichkeit? Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen? Können Sie manchmal über sich schmunzeln? Stellen Sie sich eine Skala von 1 bis 10 vor. Die 1 steht für gar nicht und die 10 für ganz doll. Wie sehr mögen Sie sich selbst? Wenn Sie eine Zahl festgelegt haben, was können Sie heute tun, damit der Wert einen halben Punkt steigt?

Christiane Sachse, Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit des Kirchenkreises Arnstadt-Ilmenau