Laudato si

Wieder ist Sommer und die Wolken segeln am blauen Himmel. Vor den Wolken kreisen wie Scherenschnitte die Schwalben, die Mauersegler. Bald fliegen sie gen Süden.

Meine Augen sehen in der Ferne den Inselsberg, den Thüringer Wald…dahinter die Alpen, die großen Gebirgszüge. Die blauen Meere, die Strände aus feinem Sand…Sommerzeit ist auch Auszeit, Draußen-Zeit. Wir liegen auf der Wiese oder im Sand…sehen den Himmel über uns, spüren den Wind, die Kühle am Morgen und Abend…           

Laudato si: Sei gepriesen, du hast die Welt geschaffen, sei gepriesen für Sonne, Mond und Sterne, sei gepriesen für Meer und Kontinente. Das Lied: „ Laudato si“ aus unserem Gesangbuch ist der Nr.-1-Hit bei Jugendlichen; selbst im Gefängnis ist das so.   

Ein Lobgesang:  Freude und Zustimmung schwingen, dazu die Ahnung einer großen Verbindung zwischen allem, dem Nahen, dem Fernen, Mensch und Natur. Im Text, der dem Lied zugrunde liegt, dem Sonnengesang des Franz von Assisi, nennt der Sänger die Sonne "Schwester“, den Mond und die Sterne „Brüder“. Selbst Gevatter Tod wird "Bruder“ genannt;  das Sichtbare, das Unsichtbare in einem großen Gesang.  Viele Lieder und Gebete, die wie Basics das Leben tragen, sind voll tiefer Schönheit und Kraft, voll Verbindung.   

„Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten. Überflute uns mir Frieden, damit wir als Schwestern und Brüder leben".

Man könnte das einen "Anschlusstext an den Sonnengesang" nennen.  Papst Franziskus hat dieses Gebet an das Ende seiner Enzyklika „Laudato si“, veröffentlicht im Juni 2015, gesetzt. In unseren Gefängnisgottesdiensten beten wir es als interreligiöses Gebet, Atheisten, Christen, Muslime…

"Überflute uns mit Frieden, damit wir als Schwestern und Brüder leben und niemandem schaden. Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber – damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung…“ Sommerzeit, Zeit zum Innehalten.