Für die Tonne?

Wir stehen nun kurz vor dem Ende eines Jahres, von dem ich neulich in einem Video-Clip gehört habe, dass es „komplett für die Tonne“ war…

Das bedeutet dann also: „ein Jahr zum Wegwerfen“ bzw. zum Vergessen. Dass manch einer so denkt, ist sicher verständlich aufgrund der negativen Erfahrungen rund um die Corona-Pandemie. All die Ängste und Sorgen um die Gesundheit, ums wirtschaftliche Überleben, die Erfahrungen von Krankheit und Sterben, sowie all die Einschränkungen der persönlichen Freiheiten etc. haben uns in diesem Jahr sehr beschäftigt und sicher auch die Herzen beschwert.

Und dennoch frage ich gerade jetzt in dieser Advents- und Weihnachtszeit: Wie kann trotz alledem etwas von dem Licht Gottes und von der Liebe und dem Frieden, den es in unsere Welt bringt, sichtbar werden?

Mit dem Advent erwarten wir einen Neuanfang. Nicht nur das Kirchenjahr beginnt von Neuem, sondern auch in unserem Leben kann sich mit der Erinnerung an die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem eine „Neuorientierung“ für das tägliche Leben ergeben.

Erst kürzlich hatte ich wieder eine Postkarte mit der Jahreslosung von 2007 in der Hand: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“ (Jesaja 43,19)

Vor mehr als zweieinhalbtausend Jahren sprach der Prophet Jesaja den Israeliten mit diesen Worten Mut zu, als diese sich in einer denkbar dunklen und trostlosen Situation befanden – in der Verbannung, weit entfernt von ihrer Heimat. In ihre Ungewissheit hinein verheißt er den Menschen, dass Gott etwas Neues schaffen wird, ja, dass dieses Neue bereits am Aufwachsen ist. Offenbar ist dies aber noch schwer zu erkennen.

Ich denke, uns geht es oft ähnlich wie den Israeliten damals: Wir befinden uns in einer schwierigen Situation, klagen über vieles und finden keinen Mut, Neuanfänge zu wagen, dem Neuen etwas zuzutrauen. Ja, ich denke, auch wir haben oft Wahrnehmungsstörungen und sehen dann nur das Schlechte, all das, was schwierig ist oder was kaputt geht, nicht aber das Neue, das bereits aufwächst. In jeder Krise steckt ja auch die Chance für Veränderung und Neuenanfang!

Ich wünsche uns, dass wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit den Blick für Neues in unserem Leben finden, denn selbst wenn die äußere Situation dunkel und schwierig sein mag, so kann doch die Erfahrung des Lichtes und der Nähe Gottes unser Leben von Grund auf verändern und in unseren Herzen ganz neu Frieden und Liebe schaffen.

Matthias Schubert, Pfarrer im Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau