Erde und Himmel

„Künstliche Intelligenz“ steht seit einigen Tagen im Mittelpunkt einer intensiven Diskussion.

Wird sie die Wirtschaft sowie wesentliche Bereiche unseres Lebens grundlegend verändern? Besitzt „Künstliche Intelligenz“ ein riesiges Potenzial an bisher nicht vorstellbaren Möglichkeiten? Wird sie eine Vielzahl an menschlichen Fähigkeiten ersetzen können? Oder bewegen wir uns auf ein apokalyptisches Szenario zu, in dem uns selbständige, bewusste Entscheidungen zunehmend aus der Hand genommen werden?

Und nicht zuletzt: Welchen Einfluss werden ideologische Machtkämpfe auf diese Entwicklungen haben, wenn z.B. China fordert, dass sich selbstverständlich „sozialistische Grundwerte“ in „Künstlicher Intelligenz“ widerspiegeln müssten? Weder ein Verteufeln noch grenzenloser Fortschrittsglaube haben jemals zu einem verantwortlichen Umgang mit bahnbrechenden Entwicklungen beigetragen.

Denn es liegt immer an uns selbst, wie wir die schöpferischen Möglichkeiten, die in jedem Menschen angelegt sind, sinnvoll gebrauchen und verantwortungsvoll damit umgehen. Ein Mensch, der sich dafür ein Leben lang einsetzte, war Friedrich Fröbel, der „Vater der Kindergärten“.

Das, was in jedem Menschen an Fähigkeiten und Begabungen angelegt ist, zu entdecken, sich entfalten zu lassen und zu fördern, blieb sein großes Anliegen. Dafür entwickelte er unzählige Ideen. So wurden seine geometrischen Spielfiguren Kugel, Walze und Würfel weltbekannt. In über 100 Formen und Flächen teilte er z.B. den Würfel. Er schrieb Bewegungslieder und gestaltete Techniken zum Papierfalten. Seine folgenreichste Schöpfung aber blieb die Idee eines „Gartens für die Kinder“, in dem all das, was in uns an Gaben und Fähigkeiten angelegt ist, wachsen und sich entfalten kann.

In über 40 Sprachen ist der Begriff „Kindergarten“ übernommen wurden. Während eines Spaziergangs von Bad Blankenburg nach Keilhau angesichts der wunderbaren Thüringer Landschaft kam ihm dieses Wort urplötzlich in den Sinn. Zahlreiche Orte in Thüringen sind so mit dem Leben und Wirken Friedrich Fröbels verbunden, wie auch Stadtilm.

Denn in Stadtilm erlebte er selbst als Kind, wie sein Onkel und seine Tante, der Stadtilmer Superintendent Hoffmann und seine Frau, ihm Bildung, Freiraum und Entfaltung ermöglichten. Im Alter von 10 Jahren bis zu seiner Konfirmation sorgte das kinderlose Ehepaar Hoffmann für Friedrich Fröbel in Stadtilm.

Am 21. April 1782 wurde Friedrich Fröbel in Oberweißbach geboren. Über unseren verantwortlichen Umgang mit dem, was wir als Menschen vermögen, schrieb Friedrich Fröbel einmal folgende Worte: "Ich will Menschen bilden, die mit ihren Füßen in Gottes Erde, in die Natur eingewurzelt stehen, deren Haupt bis in den Himmel ragt, und in demselben schauend liest, deren Herz beides, Erde und Himmel, das gestaltenreiche Leben der Erde und Natur und die Klarheit und den Frieden des Himmels, Gottes Erde und Gottes Himmel eint."

Dr. Hansgünter Reichelt, Pfarrer in Stadtilm