Auftanken
Jörg Reddin, Kreiskirchenkantor in Arnstadt
Im Sommer ist für viele Menschen Urlaubszeit, eine Auszeit vom Alltag. Es zieht die Menschen an unterschiedliche Stellen in ganz verschiedenen Formen. Mir fallen gerade vier ein:
Reisen in die Berge, ans Meer, vom Campingwagen bis zum Kreuzfahrtschiff - für einen guten Weitblick.
Pilgertouren zu Fuß oder mit dem Fahrrad - zur Entschleunigung
dem Nachgehen der ganz individuellen Leidenschaften - zur eigenen Freude und Erbauung, für die im Alltag wenig Zeit bleibt
Fasten in verschiedenen Arten - für die Entgiftung des Körpers und zur Gewinnung von innerer Weite und Freiheit.
Alle diese Formen bringen Entspannung, aber auch den einen oder anderen spirituellen Moment. Ich erinnere mich da an meine Fahrradpilgertouren auf den Spuren Bachs in den letzten Jahren mit meinem Leipziger Kollegen Ullrich Böhme. Wir haben immer mal wieder geistliche Lieder gesungen bei sogenanntem Gegenwind und haben Gottes Nähe sehr stark erleben dürfen.
Jesus sagte: "Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel reden wie manche meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Euer Gott weiß ganz genau, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten: Vater unser im Himmel...".
Besonders schön waren die Momente, wenn wir nach einiger Anstrengung eine offene Kirche betreten haben, einer von uns die Orgel spielte, der andere die Ruhe und die Kühle des Raumes genossen hat.
In dieser Atmosphäre eine Kerze angezündet mit einem kleinen Gebet, habe ich die Kraft des Gebetes als sehr intensiv empfunden, auch wenn es "nur" das "Vater unser" war, es kostet einfach nur einen kleinen Moment Zeit und Ruhe. Am Ende kamen wir nicht nur erholt und beglückt nach Hause, sondern auch geistig gestärkt. Die Intensität des Gebetes hat da einen großen Anteil, das glaube ich.
Ich wünsche allen einen erfüllten Urlaub, die ihn noch vor sich haben, Zeit für Reflexion, Zeit für Gespräche (natürlich nicht nur mit Gott) und einen frischen Geist, um fröhlich wieder in den Alltag einzusteigen.
