Auferstehung

Ich frage mich: Warum muss es immer erst schlimm werden, bevor sich was ändern kann?

In so vielen Bereichen: Die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken. Die Pfarrbereiche werden immer größer, das Personal weniger. Und so nach und nach kommt es erst an: So, wie es mal war, kann es nicht weitergehen. Es muss sich was ändern. Gemeinde muss anders denken, neu denken, sich auf Veränderungen einlassen, auch wenn diese schmerzhaft sind.

Oder ein anderes Thema: Menschenverachtende Kräfte im Lande werden immer stärker. Hasstiraden scheinen immer normaler, ja nahezu gesellschaftsfähig zu sein. Die Debattenkultur wird roher. Da werden kaum Argumente ausgetauscht, sondern es wird gehetzt, gepöbelt und Frust abgelassen. Doch schließlich kommt es auch in der Breite an: Es muss sich was ändern. Wenn den menschenverachtenden Kräften nichts entgegengehalten wird, geht es übel aus. Und auch hier frage ich mich: Warum muss es immer erst so schlimm werden?

Am Palmsonntag zieht Jesus in Jerusalem ein und wird bejubelt. Die Menge feiert ihn leidenschaftlich. Doch dann geht alles bergab und es wird schlimm. Eine Woche später schlägt die Katastrophe zu. Leid, Schmerz und Tod sind da, wo noch vor kurzem alles gut war. Und erst danach, nach dem Tiefpunkt, dem Tod am Kreuz, ändert es sich:

Auferstehung, neues Leben und Hoffnung finden ihren Raum. Ein Neuanfang beginnt. Ich habe keine Antwort auf die Frage, warum es immer erst übel werden muss, bis es sich ändert. Anscheinend tickt der Mensch so. Aber ich habe Hoffnung: Gemeinden denken neu, versuchen andere Wege, probieren einfach mal was aus und lassen sich überraschen, wie es weitergeht.

Es geht weiter, irgendwie. Die Hoffnung lebt! Menschen gehen in Massen auf die Straßen und demonstrieren. Wollen dem Hass etwas entgegensetzen, zeigen, dass sie nicht einverstanden sind mit so manchen Entwicklungen. Die Hoffnung lebt! Und sie zeigt sich immer wieder: In so manchen Demonstrationen, in so manchem Umdenken, in so mancher freundlichen Begegnung, in so manchen friedlichen Momenten. Das lässt auch mich hoffen, immer wieder!

Franziska Remdt, Pfarrerin in Elxleben